Selbstzerstörungswut der SPD-Nümbrecht

Oberberg Aktuell heute mit einem detaillierten Bericht über die Vorgänge:

Nümbrecht – Acht Mitglieder der SPD-Fraktion verlassen die Partei – Arbeit im Rat soll unter neuem Namen fortgesetzt werden – SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann entsetzt.

Von Lars Weber und Bernd Vorländer

Das Tischtuch zwischen den Sozialdemokraten in Nümbrecht scheint endgültig zerschnitten. Als Reaktion auf eine desaströs verlaufene Mitgliederversammlung des Ortsvereins, auf der ein neuer Vorstand gewählt werden sollte, hat die SPD-Fraktion im Nümbrechter Gemeinderat die Partei verlassen. Einzige Ausnahme ist Heidrun Schmeis-Noack, die in der SPD beschäftigt ist, aber den Ortsverein wechseln möchte.

 

Wie konnte es so weit kommen?

Der Zwist innerhalb der Nümbrechter SPD ist nicht neu. Bereits vor einem Jahr eskalierte der interne Streit, als Jürgen Rogowski, Dennis Hennecken, Holger Mett und Werner Jucknat wegen Differenzen um die Ausrichtung der politischen Arbeit aus der SPD-Fraktion ausgetreten waren und eine Neo-SPD gründeten. Das Kapitel war allerdings nach nur eine Woche wieder beendet – nicht jedoch die Differenzen zwischen den beiden Lagern. Fraktionsvorsitzender Wilhelm Weber wirft dem Vorstand des Ortsvereins um Ira Henneken einen „persönlichen Feldzug“ gegen die Fraktion vor. Vereinbarungen seien nicht eingehalten und Absprachen aufgekündigt worden, eine Zusammenarbeit sei nicht möglich, obwohl die Fraktion immer wieder versucht habe, auf den Vorstand zuzugehen. „Menschlich passt es nicht“, räumt Weber ein. Genauer wird er nicht, wenn es um die Hintergründe geht. Die Vorsitzende Ina Hennecken war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

 

Was ist bei der Mitgliederversammlung geschehen?

Laut Weber war der Vorstand nicht bereit, die Ratsmitglieder im neu zu wählenden Vorstand einzubinden. Die Fronten seien so verhärtet gewesen, dass keine Mehrheit für den Vorsitz zu finden war. Nach zwei Wahlgängen sprachen sich jeweils 16 Mitglieder für und 16 Sozialdemokraten gegen Ira Henneken aus. Laut Regularien entscheidet dann das Los. Das Ergebnis: Ira Henneken bleibt Nümbrechter SPD-Chefin. Auch ihr Lebensgefährte Andreas Straßner behielt den Posten als Vize. Nach Stimmengleichheit kam es dabei nicht zum Losentscheid, weil das Fraktionsmitglied Detlev Michalke – nach einem Hintergrundgespräch – seine Kandidatur zurückzog. Da der Vorstand nicht auf das Fraktionslager zugehen wollte, verließen die Fraktionsmitglieder und weitere Sozialdemokraten die Versammlung, so Weber. „Solche wichtige Positionen sollten nicht wie bei einer Tombola verramscht werden.“

 

Was sind die Konsequenzen?

Heidrun Schmeis-Noack wird ihr Ratsmandat niederlegen. Die übrigen SPD-Fraktionsmitglieder geben ihr Parteibuch ab. „Eine Zusammenarbeit mit der Fraktion ist durch den Ortsvereinsvorstand nicht gewollt, wir müssen damit umgehen.“ Die Arbeit im Gemeinderat soll fortgeführt werden. Dazu möchten die ehemaligen SPD-Fraktionsmitglieder eine neue Fraktion gründen. „Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde funktioniert, die Arbeit wollen wir genau so fortführen“, sagt Weber auf Nachfrage von Oberberg-Aktuell. Er hält es zudem für wahrscheinlich, dass weitere SPD-Mitglieder dem Ortsverein den Rücken kehren werden. Am Ende könnte ein Drittel der Nümbrechter Sozialdemokraten ausgetreten sein.

 

Was sagt der SPD-Kreisverband?

SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann ist ob der Entwicklung bei den Nümbrechter Sozialdemokraten geschockt. „Man kann nur den Kopf schütteln vor einer solchen Selbstzerstörungswut.“ Zigmal habe er in den vergangenen Monaten selbst interveniert, versucht, Gräben zuzuschütten und habe damit begonnen, Brücken zu bauen. Doch genutzt habe dies offenbar wenig. „Mit keinem Ortsverband im Oberbergischen habe ich mich mehr beschäftigt.“ Ganz offensichtlich passe es auf der menschlichen Ebene nicht und die vorgefallenen Dinge reichten weit zurück. Die Vorstandswahlen am vergangenen Freitag seien jedenfalls nicht zu beanstanden. Formal sei alles in Ordnung gewesen.

Praktisch aber befürchtet Konzelmann bei der Kommunalwahl im kommenden September einen Super-GAU für die Sozialdemokraten. „Die Sorge ist da“, befürchtet Oberbergs SPD-Chef eine Marginalisierung der SPD in Nümbrecht. Denn die Nümbrechter SPD-Fraktionsmitglieder, die ihr Parteibuch zurückgeben wollen, werden wohl unter neuem Namen weitermachen. Und auch die „offizielle“ Nümbrechter SPD wird Kandidaten aufstellen. Man wisse, wie negativ sich innerparteilicher Streit auf das Wahlverhalten der Bürger auswirke, rechnet Konzelmann in Nümbrecht mit dem Schlimmsten.

Verwandte Artikel