Demografische Fakten – Von Arbeit und Zuwanderung

Ein Leben ohne Pizza ist gar kein Leben“

(Zitat ks)

Am Anfang soll man zynisch sein. Da hat man gleich die ganze Aufmerksamkeit. Also: „Unsere Rentner. Sie leben zu lange.“ – Wie bitte? – Ja, ja, sie lesen richtig. Wer sich mit Bevölkerungsentwicklung beschäftigt, wie wir das in Nümbrecht seit einiger Zeit tun, kommt um diese Erkenntnis nicht herum. Man könnte auch sagen, sie sterben zu spät. – Schuld ist die moderne Medizin, deren Errungenschaften uns ein zunehmend längeres Dasein in Aussicht stellen.

Nun wäre dagegen nichts einzuwenden, wenn auf der anderen Seite entsprechend mehr Kinder geboren würden, um das Gleichgewicht aus Geben und Nehmen intakt zu halten. Dem ist aber nicht so.

Schuld daran tragen wiederum Millionen Paare, die sich gegen Kinder entschieden haben, und es liegt für aufgeklärte Demokraten nahe, diese Entscheidung zu respektieren. Sie aufzuklären, dass zunehmende Kinderlosigkeit die Existenz Deutschlands gefährdet, kann nur wenig zur Problemlösung beitragen. Selbst wenn ein Paar sich für ein Dutzend Kinder entscheidet, wirkt sich das kaum nennenswert auf die Bevölkerungsentwicklung aus.

Stellen sie sich nun bitte Folgendes vor: Ein Dampfer, schön groß, riesiges Sonnendeck. Hier tummeln sich in erster, zweiter und dritter Klasse all jene, die ihren Platz hier durch Lebensarbeit gesichert haben. Versorgt werden sie aus dem Bauch des Schiffes. Von all den Arbeiter/Innen zwischen 15 und 64, die auch irgendwann aufs Rentnerdeck wollen.

So lange oben welche sterben und unten welche nachrücken klappt das tadellos. Was aber tun wir, wenn das bewährte Gleichgewicht ins Wanken gerät, wie es bei uns jetzt schon lange passiert? – Irgendwann muss man sich dem Problem stellen und viele Möglichkeiten gibt es dann nicht: Die Rentenkassen müssen gefüllt werden; und Arbeit, die erledigt werden will, ist auch reichlich da. Manches kann man aufschieben aber vieles muss sofort erledigt werden.

Notfalls kann ich einen Arzt in kurzer Zeit zum Kellner umschulen, umgekehrt würde das eher nicht funktionieren. Was wir also brauchen, unmittelbar, sind Arbeitskräfte, die das Schiff unter Dampf halten, technische Fachkräfte und solche die die Passagiere umfassend versorgen. Wenn wir die nicht haben, müssen wir sie besorgen, wie auch immer.

Welche Möglichkeiten haben wir nun, um die Zahl der Arbeitenden umgehend zu vermehren? Die Stunde der Kreativen schlägt. Denkbar wären Förderprogramme, die Paare motivieren, Kinder zu bekommen. Steuerhilfen, Kindergartenplätze und so weiter; prima Ideen, aber was machen wir in den nächsten 15 Jahren? Das dauert alles viel zu lange.

Sprechen wir´s also aus. Zuwanderung ist nötig, nicht nur um den Bevölkerungsschwund halbwegs aufzufangen, sondern auch für den Arbeitsmarkt und für die Rentenpolitik. Damit zum Beispiel der Bevölkerungsanteil der potenziell Erwerbsfähigen, also die 15-64-Jährigen, konstant bleibt bis 2050, bräuchte Deutschland nach Berechnungen der Vereinten Nationen jährlich im Schnitt etwa 500000 Zuwanderer. Um auch den Anteil der über 65-Jährigen konstant zu halten, gar den siebenfachen Zuwanderungsüberschuss.i

Da nützt es nichts, über Integrationsprobleme zu unken, oder über Ausländer, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen. Gerade beklagt sich die Stadt Köln, dass sie keine Ingenieure finden kann, die für die Sicherheit ihrer Rheinbrücken sorgt, damit wir beim Drüberfahren nicht ins Wasser plumpsen. Ich bitte sie. Da möchte man als Autofahrer aber schon sicher sein, oder? Also, her mit den Ausländern.

Ob nun die Zuwanderung den deutschen Fiskus belastet oder nicht, mag umstritten sein. Auf jeden Fall kann man festhalten, dass man durch eine Auslese nach Qualifikation – wie sie in Australien und Kanada praktiziert wird – die fiskalischen Ergebnisse verbessern könnte. Sicher ist auch, dass ohne Zuwanderung unsere Rentenbeiträge noch stärker steigen.

Seit der Neuregelung des Asylrechts 1993 sind immer weniger Ausländer nach Deutschland gekommen. 1998 verließen gar erstmals mehr Ausländer die Bundesrepublik als Ausländer zuzogen. Seit 2003 kann die geringere Zuwanderung den Sterbeüberschuss nicht mehr ausgleichen.ii

Die Perspektiven sind also klar: Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird sinken, die Altersstruktur wird sich massiv verschieben und der Anteil der Rentner stark zunehmen. Mit Zuwanderung könnten diese Probleme immerhin etwas abgemildert werden.

Wir sollten also schlau sein und aus der Not eine Tugend machen: Fakten schaffen im Rahmen unserer Nümbrechter Möglichkeiten. Unser Wetter können wir nicht ändern, unser Klima aber schon. Gefragt ist der Abbau von Hemmnissen, persönlicher und bürokratischer Art. Einer unserer besten Vereine macht vor wie es geht, schon im Namen. Er heißt: „Oberberg ist bunt, nicht braun.“ In diesem Sinne.

Ihr Kalle Schillings

 

i http://www.sueddeutsche.de/politik/demographie-ohne-zuwanderung-sinkt-die-bevoelkerung-1.317776

ii http://de.wikipedia.org/wiki/Demografie_Deutschlands

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